Wirbellose an allen Ecken und Enden – die Heerscharen der Vogelspinnen, Gottesanbeterinnen und weiterer Krabbeltiere haben längst ihren Siegeszug in die Terrarien und dementsprechend auch auf die Börsen angetreten. Gerade die Züchter von Vogelspinnen erzielen hervorragende Erfolge, und du kannst mittlerweile Exemplare einer fast schon unübersehbaren Zahl an Arten erwerben, darunter selbst solcher, die noch nicht einmal wissenschaftlich beschrieben sind und bis vor wenigen Jahren sogar noch gänzlich unbekannt waren.

Äußerlich besonders attraktive Arten, wie knallig bunte Spezies oder Riesen wie Theraphosa blondi, ziehen naturgemäß besonderes Interesse auf sich und wecken auch bei sonst wenig spinnenbegeisterten Terrarianern den Wunsch, solche Tiere zu besitzen. Ein Spontankauf ist dann schnell getätigt, und erst zu Hause stellt man dann fest, dass man eigentlich gar nicht so recht über die Haltungsansprüche der betreffenden Art Bescheid weiß oder ein Tier gekauft hat, mit dessen aggressivem Temperament schwer umzugehen ist.

Grundvoraussetzung beim Erwerb von Vogelspinnen ist daher – wie generell in der Tierhaltung –, dass du dich bereits einige Zeit vor dem Kauf gründlich mit der Biologie und den Pflegeansprüchen der in den Blick gefassten Arten beschäftigst. Am besten eignen sich dafür Fachzeitschriften wie die REPTILIA* und Fachbücher* wie die aus dem Natur und Tier – Verlag:

Ergänzende Informationen kannst du dir im Internet besorgen, entweder auf entsprechenden Homepages oder in den sozialen Medien.

Überlegungen vor dem Kauf

Bevor du dir aber überhaupt weitergehende Gedanken machen kannst, solltest du dich zunächst versichern,

  • dass deine Familie oder andere Mitbewohner mit der Pflege von Vogelspinnen einverstanden sind,
  • dass der Haltung von Vogelspinnen weder von Seiten des Vermieters, noch – im Fall einer Eigentumswohnung – durch die so genannte Wohlverhaltensklausel (§ 15 des Wohnungseigentumsgesetzes) etwas im Wege steht,
  • dass du die nötige Zeit zur Pflege der Tiere aufbringen und sie artgerecht sowie ausbruchssicher halten und versorgen kannst,
  • dass weder du noch deine Familie oder Mitbewohner unüberwindbare Vorbehalte gegen das Verfüttern und eventuell auch das Hältern oder die Zucht (Geruchs- und Geräuschbelästigung!) von Insekten hegen,
  • dass eine vertrauenswürdige Person bereit ist, die Tiere während deiner Urlaubsabwesenheiten zu versorgen,
  • dass weder bei dir noch bei deiner Familie oder Mitbewohnern Allergien gegen Spinnengift oder Brennhaare neuweltlicher Arten bestehen.

Geeignete Arten auswählen

Kannst du all diese vorgenannten Punkte positiv abhaken und hast du dich bereits gründlichst allgemein über die Haltung von Vogelpinnen informiert, geht es an die Auswahl deiner Wunschart. Über deren besondere Lebensweise und Haltungsbedingungen solltest du dann alles ganz genau in Erfahrung bringen. In der Regel spielt bei der Wahl der Vogelspinnenart erfahrungsgemäß gerade bei Einsteigern das Aussehen der Tiere die entscheidende Rolle. Achte jedoch darauf, dass Exemplare der gewünschten Art weder als besonders aggressiv noch als schwierig zu pflegen gelten – wenn dir das Hobby dauerhaft Spaß macht, kannst du dich ja später an der Haltung auch heiklerer Spezies versuchen.

Zunächst aber solltest du dein Augenmerk unbedingt auf klassische oder auch „neue“ sogenannte Einsteiger-Arten richten, deren Ansprüche an Haltung und Pflege dich nicht gleich vor unüberwindbare Hindernisse stellen. Unter diese Kategorie fallen beispielsweise neuweltliche Baumbewohnerinnen wie viele Avicularia- und Caribena-Arten (z. B. Caribena versicolor) oder Bodenbewohner wie einige Brachypelma-Arten(z. B. Brachypelma albopilosum, Brachypelma bicoloratum oder Brachypelma smithi; diese sind allerdings CITES-geschützt, du brauchst also eine Züchterbescheinigung und musst das Tier bei Deiner zuständigen Behörde melden), Acanthoscurria geniculata, Bonnetina cyaneifemur, Chromatopelma cyaneopubescens, Eupalaestrus campestratus, Nhandu chromatus und Lasiodorides parahybana. Natürlich gibt es noch viel mehr Arten, die du als Einsteiger erfolgreich halten kannst – schau dich einfach um und erkundige dich!

Du solltest unbedingt darauf achten, Nachzuchttiere zu erwerben, also keine importierten Exemplare. Zum einen schonst du so die natürlichen Bestände, und zum anderen sind Nachzuchten meist frei von Parasiten und an die Haltung im Terrarium gewöhnt. Wähle am besten ein mittelgroßes Individuum der gewünschten Art – sehr große Tiere sind meist auch sehr alt, und Winzlinge auf der anderen Seite sind für den Anfänger nicht immer ganz leicht aufzuziehen.

Am besten kaufst du deine Spinne direkt beim vertrauenswürdigen Züchter (Anzeigen findest du im Internet) oder auf einer Börse. Auch im Terraristik-Fachhandel kannst du fündig werden.

Checkliste für den Kauf

Betrachte das ausgesuchte Tier genau und kaufe als Einsteiger besser keine Spinne,

  • die äußere Verletzungen oder nässende Wunden bzw. Gelenke aufweist,
  • die offensichtlich von vielen Milben oder Rennfliegen(maden) befallen ist,
  • der Gliedmaßen ganz oder teilweise fehlen (dies könnte auf schlechte Haltung beim Vorbesitzer hinweisen) oder die ihre Gliedmaßen stark gekrümmt bzw. unter den Vorderkörper gezogen hält,
  • deren Hinterleib sehr klein, faltig eingefallen, asymmetrisch geformt oder von Flecken, Pusteln oder Blasen bedeckt ist (Ausnahme: die so genannte „Glatze“, also eine kahle Stelle auf dem Hinterleib, die bei neuweltlichen Arten durch das Abstreifen der Brennhaare entsteht),
  • die an Körper oder Gliedmaßen weißliche Beläge zeigt (Pilzbefall),
  • deren Chelizerenklauen (die Klauen der Mundwerkzeuge) lose herabhängen

Heimtransport

Entscheidest du dich doch für den Kauf von Spiderlingen, also sehr jungen Exemplaren, so werden diese meist schon in entsprechend ausgestatteten Döschen angeboten. Mehrere davon kann man in einer kleinen Box, z. B. einer „Heimchenbox“ unterbringen und mit Küchenpapier gut auspolstern. Größere Vogelspinnen setzt man zum Transport ebenfalls einzeln in relativ knapp bemessene Behälter. Für ein adultes Tier eignet sich auch hier oft beispielsweise eine „Heimchenbox“. Man legt diese Schachtel zuvor mit Küchenpapier aus und polstert dann auch die Spinne selbst etwas mit diesem Zellstoff, damit sie während des Transports nicht umhergeschleudert wird. Die solchermaßen verpackten und gesicherten Spinnen stellt man zum Schutz vor Temperaturspitzen in einen thermostabilen Behälter, z. B. in eine Styroporbox*, in der man die einzelnen Heimchenboxen noch einmal rutschsicher auspolstert, z. B. mit Zeitungspapier. Spinnen in der Häutungsphase transportiert man natürlich nicht.

Quarantäne

Besitzt du bereits mehrere Vogelspinnen, solltest du deine Neuzugänge unbedingt etwa für vier Wochen in leicht zu reinigenden und übersichtlichen Quarantäneterrarien unterbringen. Diese befinden sich idealerweise nicht im selben Raum wie die Becken der übrigen Spinnen – damit verhindert man ein allzu leichtes Übergreifen etwa eingeschleppter Parasiten. Selbstverständlich müssen die Quarantäneterrarien alle grundlegenden Ansprüche der Tiere in Hinsicht auf Temperatur, Luft- und Bodenfeuchte, Versteckmöglichkeiten usw. erfüllen. Zeigen die Tiere nach dem angegebenen Zeitraum keine Anzeichen für eine Erkrankung, kannst du sie in die eigentlichen Haltungsbecken umsetzen.

Schutzbestimmungen:

Derzeit (Sommer 2020) sind sämtliche Arten der Gattungen Brachypelma und Poecilotheria sowie Aphonopelma albiceps und A. pallidum im WA-Anhang II und im Anhang B der EU-Artenschutzverordnung gelistet und damit unter Schutz gestellt. Seit Inkrafttreten der EU-Artenschutzverordnung vom 1. Juni 1997 brauchst du jedoch keine CITES-Papiere mehr für den Verkauf dieser Arten innerhalb der EU. Du musst jedoch jederzeit den rechtmäßigen Besitz und die legale Herkunft mit Zuchtbescheinigungen bzw. Einfuhrgenehmigungen nachweisen können. Verstöße können mit Beschlagnahmung und Strafverfahren sowie mit hohen Geldbußen geahndet werden!

Wenn du also Exemplare der betroffenen Arten erwirbst, bestehe auf einer Quittung mit Rechnungsnummer oder einer Rechnung, der das Geschlecht (soweit bekannt), die Herkunft (Nachzucht oder Wildfang) und das Alter (soweit bekannt) sowie der Verkäufer zu entnehmen sein müssen (Züchterbescheinigung). Genehmigungen zur Ein- und Ausfuhr in bzw. aus der EU erteilt das Bundesamt für Naturschutz in Bonn.

Alle Fotos von Kriton Kunz