Selbst Menschen, die sich ansonsten vor Spinnen ekeln, können dem „Kindchenschema“ einer Springspinne meist nicht widerstehen. Die großen Kulleraugen mit den koketten „Wimpern“ brauchen keinen Dackelblick zu scheuen … „Die sind ja sooo süß!“, ist häufig als Reaktion auf entsprechende Fotos z. B. auf Facebook zu lesen. Klar, dass viele sich dann wünschen, so ein wuscheliges Wesen auch selbst zu Hause zu pflegen. Wie das artgerecht und erfolgreich geht, erfährst du hier.

Verschiedene Arten und Lokalformen

Am häufigsten wird bei uns die Art Phidippus regius angeboten, mit rund 1,5 bis 2,2 cm Körperlänge bei Weibchen eine der größten Springspinnen überhaupt. Sie stammt aus Kuba, den Westindischen Inseln und dem Südosten der USA. Im Hobby sind mehrere unterschiedlich aussehende, immer aber wunderschöne Lokalformen vertreten, die nach ihrer Herkunft benannt werden, z. B. Phidippus regius „Bahamas“, Phidippus regius „Soroa“, Phidippus regius „Apalachicola“ oder Phidippus regius „Florida“.

Daneben sind manchmal auch weitere Arten dieser Gattung erhältlich, beispielsweise Phidippus audax, Phidippus otiosus oder seit einiger Zeit auch eine noch unbestimmte Art, die Phidippus sp. „Ometepe“ genannt wird.

Ein prachtvolles Poster mit amerikanischen Springspinnen gibt es übrigens hier*.

Ebenfalls sehr beliebt, aber seltener gezüchtet wird Hyllus diardi aus Südostasien, ebenfalls eine für Springspinnen riesige Art. Seltener sind weitere Springspinnen zu bekommen, z. B. Plexippus paykulli und einige andere – halte einfach die Augen offen und durchstöbere die Preislisten entsprechender Händler sowie Kleinanzeigen!

Haltung im Terrarium

Als Terrarium genügen schon Behälter ab etwa 20 x 20 x 20 cm, z. B. BraPlast-Boxen* oder ähnliche Dosen, besser aber Glasterrarien mit Falltür*. Als Bodengrund füllt man Blumenerde oder Kokoshumus* einige Zentimeter hoch auf. Dieses Substrat solltest du immer ganz leicht feucht halten. Damit es die Feuchtigkeit besser aufnimmt und speichert, kannst Du auch etwas Sphagnum-Moos* untermischen.

Die Tiere können zwar auch an glatten Wänden laufen, schöner ist es aber, die Behälterwände zu verkleiden, indem beispielsweise Presskork* mit Aquaristik/Terraristik-Silikon* aufgeklebt wird. Als Klettergelegenheit eignen sich dünne Korkeichenäste* und -röhren. Auch eine kleine Pflanze bietet sich an, die zudem für ein ausgeglichenes Mikroklima sorgt.

Falls eine BraPlast-Dose oder ein ähnlicher Behälter verwendet wird, sollten fast die gesamte Deckelfläche und am besten auch noch ein Teil im unteren Bereich einer Seitenwand ausgeschnitten und mit einer Lüftungsgaze abgedeckt werden, z. B. Edelstahlgaze* oder Pollenvlies. Oft direkt an der Decke des Behälters, manchmal aber auch unter Pflanzenblättern oder in Spalten z. B. von Kork bauen die Tiere ihr Wohngespinst, in dem sie die Nacht und oft einen Großteil des Tages verbringen. Ein Netz weben sie nicht, sondern sie gehen tagsüber aktiv auf Jagd und erbeuten ihre Nahrung im Sprung.

Die Temperatur sollte im oberen Bereich des Terrariums etwas höher bei ca. 30 °C liegen, im unteren Bereich etwas niedriger bei rund 23 bis 25 °C. Ein solches Temperaturgefälle erreichst du, indem du über dem Behälter beispielsweise eine kompakte Leuchtstoffröhre* oder einen kleinen Spotstrahler* anbringst. Ob die Temperaturen passen, solltest du bereits vor dem Einzug der Spinne einige Tage lang kontrollieren, am besten über ein dauerhaft angebrachtes Thermometer mit Fernfühler*.

Du kannst auf dem Boden ein ganz flaches Wassergefäß* mit Ausstiegsmöglichkeit anbieten, aber zusätzlich solltest Du jeden Tag oder jeden zweiten Tag ganz fein Wasser versprühen, am besten mit einem der üblichen Pflanzensprüher*. Das sorgt für die richtige Luftfeuchtigkeit, und deine Spinne kann trinken.

Da Kannibalismus nicht auszuschließen ist, solltest du zumindest Weibchen immer nur einzeln halten.

Giftig?

Wie fast alle Spinnen besitzen auch Springspinnen Gift. Allerdings beißen sie so gut wie nie, und selbst wenn, ist das unter normalen Umständen völlig harmlos und schmerzt nur ein bisschen. Sollten Komplikationen auftreten, beispielsweise wenn sich die Wunde entzündet, kannst du sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen. Aber wie gesagt, Bisse sind wirklich extrem selten!

Futter

Jungtiere kannst du mit Fruchtfliegen, Ofenfischchen und ähnlich kleinen Futtertieren versorgen. Ältere Exemplare erbeuten auch Stubenfliegen, kleine Heimchen und ähnliche Gliederfüßer.

Nachzucht

Zur Verpaarung setzt du ein adultes Männchen zu einem geschlechtsreifen Weibchen. Die Paarung verläuft in aller Regel friedlich, und oft kann das Männchen sogar weiterhin im Behälter seiner Partnerin gepflegt werden, wenn reichlich Futter vorhanden ist.

Wenn alles geklappt hat, baut das Weibchen bald einen ersten Kokon. Die winzigen Schlüpflinge solltest du möglichst bald zur Aufzucht vereinzeln, z. B. in Klarsicht-Filmdöschen mit winzigen Lüftungslöchern im Deckel. In der Folge bauen die Weibchen meist einen oder sogar mehrere weitere Kokons.

Viel Spaß beim Halten und Beobachten dieser sympathischen Tierchen!

Alle Fotos von Kriton Kunz